Wir betrachten in den diesjährigen Workshops ganz bewusst mit neugierigen Augen jene Welt, die uns unmittelbar umgibt, die uns auch ernährt – und die wir zumeist als selbstverständlich hinnehmen und oft kaum beachten. Doch gerade diese unbeachteten Dinge (Luft, Wasser, Boden, Nahrungsmittel) sind die Basis unserer Lebensqualität und unserer Gesundheit. Und – welche Wertschätzung wir diesen lebenserhaltenden Dingen entgegenbringen bestimmt auch, wie sich das Klima, die Natur, unsere Umwelt und damit auch unser aller Leben und die Zukunft unseres Planeten Erde entwickelt. Deshalb lenken wir dieses Jahr unsere Achtsamkeit in unseren Workshops auf all das, was für uns aufgrund seiner Alltäglichkeit leider nicht den Stellenwert innehat, der ihm gebührt und der im Sinne eines bewussten, nachhaltigen Lebens zukunftsorientiert zwingend notwendig ist.
Zudem gestaltet jedes Kind mit uns eine persönliche Arbeitsmappe, in der die Unterlagen und Arbeitsblätter aller Workshops gesammelt werden.
Erster Workshop am 8. 3. 2022: Was? Woher? Wo? – Wie Natur schmeckt
Wir überlegten mit den Kindern, was und in welchen Mengen wir täglich essen und trinken (Ernährungspyramide), woher unsere Nahrung kommt und wie sie, von wem und wo produziert wird. Um zu überprüfen, woher die Lebensmittel in den Geschäften tatsächlich kommen, wanderten wir gemeinsam zum Nah&Frisch Benedikt in Übelbach (ein großes Dankeschön an die Geschäftsleitung) – denn die Kinder durften dort in zwei Gruppen anhand einer Liste herausfinden, wie viele Produkte davon aus österreichischer Produktion stammen und aus welchen Ländern, also was und woher, importiert wird.
Liste Gruppe Brot: Brot, Milch, Haselnüsse, Mandeln, Zucker, Spaghetti, Mehl, Müsli, Bananen, Karotten, Salat, Avocados, Sellerie, Frsichfleisch.
Liste Gruppe Eier: Eier, Butter, Walnüsse, Erdnüsse, Salz, Chips, Reis, Äpfel, Tomaten, Gruken, Kraut, Lauch, Milka Schokolade, Wurst.
Das Ergebnis: Frischfleisch stammt bei Nah&Frisch Benedikt laut Auskunft aus Österreich. Ein großer Anteil des Lebensmittelsortiments jedoch stammt aus ausländischer Produktion – und das gilt für alle Lebensmittelmärkte.
Die Importländer waren Deutschland, Italien, Spanien, Türkei aber auch die USA, Costa Rica, Mexiko, Chile, Argentinien und die Schweiz. Damit haben wir versucht den Kindern bewusst zu machen: Lokales bzw. Regionales vorzuziehen (manches gedeiht jedoch in Österreich nicht, wie z.B. Bananen, Avocados) und auf Saisonalität zu achten. Denn Früchte, die direkt an der Pflanze und am Feld gereift sind (Beispiel Erdbeeren), gepaart mit der wachsenden Freude auf die alljährlich wiederkehrende Erdbeerzeit, lässt diese viel besser schmecken und gibt ihnen jenen Stellenwert, den sie haben sollten: köstlich süß, zart, dunkelrot und selten. Viel besser als Glashauserdbeeren im Winter oder jene, die in fernen, trockenen Ländern für den Transport unreif geerntet worden sind.
Viel Gemüse und Obst kann man im eigenen Garten ziehen, Marmeladen selbst herstellen. Und direkt aus dem Gemüsegarten oder von Sträuchern und Bäumen geerntet schmecken Obst und Gemüse bestimmt viel besser. Diese Behauptung wollten wir gleich unter Beweis stellen – und die Kinder rührten einen Weiß- und einen Schwarzbrotteig aus verschiedenen frisch gemahlenen, biologisch angebauten Mehlen, Nüssen, und Leinsamen (3-Minuten Brotrezept). Und während wir ins Geschäft wanderten, war Mama Sybille Buchmüller so lieb, die Brote bei sich zu Hause zu backen. Mit Butter vom Bauern und selbst gemachter Marmelade von Angelika schmeckte unsere Jause, gemeinsam mit den Karotten und Äpfeln aus Österreich, die wir beim Nah&Frisch gekauft hatten, ausgezeichnet. Hmmmm … war das fein! Leitung: Angelika Riegler, Birgit Ömer.
Leider gibt es von diesem Workshop keine Fotos.
Zweiter Workshop am 12. 4. 2022: Unsere Sinne, die Tür zur Welt
Mit unseren Sinnen nehmen wir Eindrücke (Reize) wahr, die, ins Gehirn weitergeleitet und zusammengefügt, ein subjektives Bild von der Welt ermöglichen. Denn die Wahrnehmung der Außenwelt ist etwas, die erst im Gerhin stattfindet! Wir besitzen neben den klassischen 5 Sinnen auch noch z.B. den Gleichgewichtssinn, den Temperatursinn, die eigene Körperempfindung und den Schmerzsinn. Aus all diesen gesammelten Reizen und Eindrücken entsteht ein Bild von unserer Umwelt, in das unser Wissen und Verständnis einfließt, woraus sich unsere ganz persönliche Meinung, unsere innere Einstellung und Handlungsorientierung formt.
Nachdem wir aber auch unsere auch Sinne bewusst täuschen können, können wir Vieles über unsere Wahrnehmungsstrategien im Gehirn erfahren. Denn die von unseren Sinnensorganen gesammelten Informationen können auch falsch interpretiert werden, sodass wir bspw. etwas wahrehmen, das gar nicht existiert. Das konnten die Kinder anhand verschiedener Versuche kennenlernen – und mit Staunen und Aha ein Loch in der Hand sehen, andere Geschmäcke wahrnehmen (oder auch nicht) oder Kirchenglocken läuten hören, die in Wirklichkeit gar nicht läuteten! Unsere Sinne sind sehr sensibel und harmonisch aufeinander abgestimmt – aber man muss immer das was man sieht, hört, fühlt, riecht oder schmeckt, auch kritisch hinterfragen … Leitung: Birgit Ömer, Ismene Fertschai
Dritter Workshop am 10.5. 2022: Walderlebnis
Sich in der Natur bewusst wahrnehmen, seine Fähigkeiten und Grenzen kennenlernen, mit Naturmaterialien arbeiten und ein bestimmtes Ziel erreichen und all das im Miteinander in einem Team, waren die nicht einfachen Herausforderungen dieses Nachmittags im Wald. Die eigene Kraft, Geschicklichkeit, Kreativität und Phantasie geschickt zu nützen, sie einzubringen und im Team gemeinsam umzusetzen, war für manche nicht so einfach. Einige waren mit all ihrer körperlichen und geistigen Kraft dabei, andere verloren sich in Details, die aus dem Gruppenplan liefen. Es ist nicht einfach, die Geister in einer so bunt gemischten Gruppe in einem gemeinsamen Projekt zu einen. Aber letztlich war das Ergebnis zufriedenstellend, was meint ihr? Mit wilden Sprüngen, Anwandungen aber auch hinterlistigen Hohlräumen oder Mulden – sodass die Kugel einige Male wieder angeschubst werden musste – hat jede letztlich ihr Ziel erreicht! Es war ein fröhlicher Nachmittag – ein großes Dankeschön an den/die Waldbesitzer/-in, dass wir in seinem/ihrem Wald sein durften! Leitung: Johanna Eisank
Vierter Workshop am 14. 6. 2022: Meine wilde Pflanzenküche, Leitung: Lisi Ofner, Angelika Riegler
Wir haben in unserem ersten Workshop besprochen, wo und von wem unsere Lebensmittel in Österreich produziert werden und woher, also aus welchen Ländern sie letztlich in den Geschäften tatsächlich kommen – so haben wir uns diesmal hinaus in die Natur begeben und geschaut, was uns die Natur alles schenkt, ohne dass wir Felder und Gärten bebauen, um ernten zu können.
Geladen waren wir bei der Familie Schinnerl-Köll, beim Hofladen Köll in der Gleinalmstraße 75. Von dort aus machten wir uns auf den Weg – auf Trockenstandorte am Berg und entlang des Übelbaches (Feuchtwiesen), denn jeder Standort bietet den unterschiedlichsten Pflanzen ideale Bedingungen.
Gefunden und geerntet haben wir: Klettenlabkraut, Kleeblüten, Wiesensalbeiblätter und -blüten, Holunderblüten, Gänseblümchen, Brennnesssel, Schafgarbe, Sauerampfer, Bachminze, Spitzwegerich, Wilder Oregano, Quendel (wilder Thymian), Giersch und Hopfen-Tribspitzen.
Gekocht haben wir aus all den Wildkräutern: eine köstliche Wildkräuterknöderlsuppe auf Lisis Raketenofen, den ihre Söhne Onni und Kimmi fleißig mit trockenen Ästchen befeuerten. Zudem machten wir Brennnessel-Bratlinge, die allen köstlich schmeckten sowie einen Kräutertopfenaufstrich für das wunderbare Brot von Elisabeth.
Als Nachtisch gab es in Backteig gebackene Holunderblüten und Palatschinken mit Heidelbeermarmelade (aus Waldheidelbeeren gekocht und mitgebracht von Angelika). Alles zusammen ergab ein köstliches Essen mit fünf Gängen (und dabei haben wir den Wildspargel (Hopfentriebspitzen) gar nicht mehr gebraten) – und allen hat es köstlich geschmeckt. Zu trinken gab es ein herrliches Kräuterwasser, in dem Minzeblättchen, bunte Klee- und Hollerblüten sowie Gänseblümchen badeten und zusammen mit Zitronenscheiben das Wasser aromatisierten.
Es wurde uns intensiv bewusst – die Natur schenkt uns alles, und wenn wir uns mit der wildwachsenden Pflanzenvielfalt auseinandersetzen und die essbaren Pflanzen kennenlernen, kann man seinen Tisch reichhaltig decken! Hier die Rezepte!
Fünfter und letzter Workshop am 12. 7. 2022: Chemie in der Keksdose, Leitung: Birgit Ömer, Angelika Riegler
Wer hätte das gedacht, dass chemische Reaktionen der Grund sind, dass beispielsweise ein Kuchen fluffig weich wird und das Brot hoch aufgeht. Und welche Rolle spielen Ei und Mehl in der ganzen Geschichte? Um das besser zu verstehen, hat Birgit für die Kinder einige Versuche vorbereitet, bevor wir dann tatsächlich einen köstlich lockeren Kuchen gebacken haben. Interessant war das gemeinsame Überlegen im Schatten der großen Linde im Hof der Familie Schinnerl/Köll in Übelbach!
So wird auch die Bedeutung von Backpulver und Ei, neben der Hauptzutat Mehl, überlegt. In einem weiteren Versuch mit Mehl haben wir dessen Kleber (Gluten) genützt, um schöne Blätterbilder zu gestalten! Wie auch das Mehl in einem Kuchen, so hat der Mehlkleber auch alle Blätter im Bild zusammengehalten!
Ja, und dann wird das Feuer angezündet, werden Kartoffeln in Lehm oder Alufolie eingepackt und in die Glut gelegt! Mit den Kräutern aus dem Garten von Elisabeth Köll wurde dazu ein köstliches Kräuterjoghurt gezaubert und mit einer kleinen Schnitzeljagd wieder das Woher der Lebensmittel bewusst gemacht, womit sich der inhaltliche Kreis unserer Workshops schließt. Und nachdem wir immer alle Sinne nützen wollen, durften die Kinder noch das in einer Schüssel verdeckte Gemüse erfühlen, das sie dann zu köstlichen Salaten zerschnippelt und gerieben haben. Als süßen Nachtisch gab es dann vorallem noch den wunderbaren Zitronenkuchen, der tatsächlich nicht nur herrlich süß-zitronig, sondern auch unglaublich luftig, saftig und fluffig war! Ja – alles in der Natur ist auch Chemie! Hier das Rezept mit dem Arbeitsblatt der Kinder!
Mit einem Dankeschön an die teilnehmenden Kinder – ihr wart interessiert und neugierig, fleißig und engagiert, es hat uns großen Spaß gemacht mit Euch. Leider mussten wir diesmal aber auch Abschied nehmen. Dazu gab es von Angelika noch schöne Kleinigkeiten als Abschiedsgeschenke (ein Murmelspiel mit Murmeln, so bunt wie das Leben selbst und ein Wildkräuter-Bestimmungsbuch). Schade, dass zu den beiden letzten Workshops nur so wenige Kinder gekommen sind, das stimmte uns doch sehr traurig. Denn nicht nur viele der Abschiedsgeschenke sondern auch die fertig gestalteten Arbeitsmappen sind nun bei uns geblieben. Wer daran interessiert ist, bitte bei Angelika melden!
Danke auch an die Marktgemeinde Übelbach, die diese Workshops unterstützt hat und ebenso herzlichen Dank an Elisabeth Köll und Rudi Schinnerl (Genuss-Hofladen, Übelbach), dass wir bei euch sein durften! Es war ein wunderschönes, gemeinsames Forschen, Tun, Spielen und Lachen!
Alles Liebe – das AGUAStud-Team 2022, mit Angelika, Birgit, Lisi, Johanna, Ismene und Helga