Der 2. Tag (Dienstag, der 20. August 2019) war den Schwerpunkten Geologie und Biologie gewidmet. Bericht und Fotos: Angelika Riegler, MSc. (Die Fotos bitte anklicken, um sie zu vergrößern!)
Am Morgen des zweiten Tages hatte sich das Gewitter verzogen – und es herrschte ein angenehm mildes Wetter, ideal für unsere heutige, weite Wanderung auf die Gleinalm! Und die Kinder trugen alle stolz ihre gestern gefertigten T-shirts. Wie jedes Jahr ein Highlight auf unserer Sommerwoche – und auch diesmal erfolgte eine Einteilung nach den Geosphären, denn die Kinder hatten schon den Durchblick:
- Gruppe: Lithosphäre und Pedosphäre
- Gruppe: Biosphäre und Anthroposphäre
- Gruppe: Hydrosphäre und Kryosphäre
- Gruppe: Atmosphäre und der interplanetare Raum
Naja – „das sind eben Stein, Boden, Natur, Mensch, Wasser, Eis, Luft und Sonne, ganz klar“ – meinten die Kinder! Und so bemalten sie auch ihre T-shirts. Am Bild oben sieht man, dass sie sich auch darum bemühten, alle vier T-shirts in einer Gruppe gleich zu gestalten!
Unser Geologe Mag. Peter Ofner sowie Frau Dr. Ismene Fertschai, Biologin am Institut für Biologie an der Uni Graz sind gleich nach unserem Frühstück angekommen! Sie werden uns heute auf unserem Weg begleiten, Frau Dr. Fertschai allerdings wird mit uns auch noch den Mittwoch und Donnerstag unterwegs sein. Denn Biologisches zu entdecken und zu bestimmen kann nicht nur an einem Tag der Schwerpunkt sein!
Aber zuerst wird noch unser „Krafttrunk“ – Oxymel hergestellt! Da wird mit Begeisterung gleichzeitig gerührt und geschleckt, besteht er doch hauptsächlich aus Honig! Was Oxymel genau ist, lest bitte hier, auf unserem Oxymel-Informationsblatt! Alle dazugehörigen verwendbaren Wildkräuter und Beeren konnten unter unserer Begleitung bestimmt und gesammelt werden: beispielsweise Augentrost, Wilder Oregano, Quendel, Johanniskraut, Minze oder Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren oder Brombeeren (Infoblatt essbare Kräuter und Beeren sowie giftige Pflanzen und Beeren). Diese sollten dem „Sauerhonig“ hinzugefügt werden – ihre Inhaltsstoffe machen das Getränk erst zu dem besonderen Kräftigungs- bzw. Heilmittel (Abwehrkräfte stärkend). Ich habe immer „sollte“ geschrieben – denn die Kinder liebten es einfach so – sie leckten und kosteten immer wieder unterwegs an dem Sauerhonig ohne Beigabe von Kräutern und Beeren. Und Essig und Honig haben auch für sich eine gute Wirkung!
Geologie: Manche Kinder wissen schon gut über Plattentektonik Bescheid – die Tests mit verdünnter Salzsäure, ob es Kalk bzw. Marmor, kalkhaltiger Schiefer oder kalkfreies Gestein wie Glimmerschiefer, Quarzit, Gneis oder Amphibolit ist, sind aufregend! Der Geologe beschreibt den Kindern, wie das Steirische Randgebirge entstanden ist – die Berge, auf denen wir gerade fröhlich unterwegs sind!
Wir entdecken unterwegs auch eine Wespenspinne (Argiope bruennichi) – eine Migrantin aus dem südlichen Europa, selten auf dieser Höhe zu finden (1200m Seehöhe) und, sie ist Zeigerin des Klimawandels!
Unser Wanderweg ist auf einer Basiskarte eingezeichnet – ebenso wie auf der geologischen Karte (beide: digitaler Atlas Steiermark). Hier sieht man, aus welch unterschiedlichen Gesteinen das Gebirge aufgebaut ist!Zuerst führt uns unsere Wanderung vom Bockstaller, vorbei am Krautwasch, bis zur Höferhütte. Dort wollten wir jausnen – doch Dienstag ist Ruhetag, also mussten wir die Jause im Rucksack mittragen und die Kinder durften Speck, Käse, Brot, Gurken und Paprika selbst schneiden, weshalb alles noch viiiiiel besser schmeckte.
Das Wandern ist anstrengend … doch es gab unterwegs so viel zu tun, zu schauen und zu staunen, dass die Zeit und der Weg beinahe unbemerkt vorübergingen. Obwohl die Kinder letztlich vom Wandern sehr müde waren, waren sie nicht müde genug, um den Tag doch bei wildem Spiel im Lager des Gleinalmschutzhauses zu beschließen.
Der heutige Tag beinhaltete so viele Highlights, sodass er zum intensivsten Tag der Woche wurde. Nur kurz geschildert:
Unterwegs treffen wir auf einen großartigen Baum, eine mächtige, uralte Lärche (Europäische Lärche (Larix decidua). Ihr Alter wagen wir nicht zu schätzen, ihre Größe ist kaum auf das Foto zu bannen. Die Kinder messen den Stammumfang – es sind 4,5 m! Wie groß ist dann der Durchmesser bzw. Radius? Wir haben es nicht ausgerechnet – zu müde waren die Kinder. Aber hier die Formel: 2rπ = U. Somit sind 2r (= Durchmesser d) = U durch π. Infolgedessen beträgt der Stammdurchmesser ca. 1,4 m! Die Europäische Lärche kann bis zu 600 Jahre alt werden und einen maximalen Stammdurchmesser von 1,5 bis 2 Meter erreichen. Diese Lärche hat wohl beinahe ihr Höchstalter und Wachstums-Maximum erreicht – trotzdem hält sie immer noch tapfer allen Unbillen des Wetters und jeder Witterung stand (Infoblatt Baum)
Ja, sichtbar müde sind die Kinder schon, hier beim Kalkkreuz, doch bald darauf sind ihre Lebensgeister wieder geweckt, denn Spannendes erwartet sie!
Der Weg führte uns vorbei am Walzkogel, dem Schanzkreuz/Tiefensattel und dem Ochsenkogel bis zum Prentlstall auf der Lipizzanerweide. Die Tränken für die Pferde sammeln Quellwasser von zwei Nebenquellen der Kainach. Unterwegs konnten wir biologische und geologische Besonderheiten entdecken und besprechen:
Biologisch: Am Waldrand blühte vielfach in zartem Rosa die Erika (Erica), ein Heidekrautgewächs. Sie ist Futterpflanze für verschiedene Schmetterlingsarten sowie deren Raupen, und sie ist eine Zeigerpflanze. Diese sind Pflanzen, deren Vorkommen auf bestimmte chemisch physikalische Eigenschaften des Bodens schließen lassen. Die Erika gedeiht vornehmlich auf kalkfreien Standorten, sie liebt also sauren Boden (über Silikatgestein), wie z.B. auch Heidelbeere. Am Kalkkreuz haben die Kinder einen anderen Standort- bzw. Bodenzeiger kennengelernt. Die Buche (Fagus). Sie deutet mit ihrem Vorkommen auf kalkhaltigen Untergrund hin – der Name Kalkkreuz bestätigt das! An diesen Beispielen wird das Gestein und seine Wirkung auf Boden und Pflanzen für uns sichtbar! (Siehe Infoblatt Nahrungskreislauf-Boden)
Und – unterwegs zählten die Kinder insgesamt 67 Ameisenhügel! Wie gibt es denn so etwas? Warum so viele hier und nicht anderswo auch? Siehe Infoblatt-Ameisen!
Man konnte gar nicht stehen bleiben, man musste durchlaufen – um zum nächsten, dem geologischen Höhepunkt zu kommen: EDELSTEINE!
Welche? GRANATE – siehe Infoblatt-Granate!
Endlich nahe unseres Ziels, dem Gleinalmschutzhaus – kurz davor gab es eine ausgiebige Rast an den Nebenquellen der Kainach, auf der Prentlalm. Leider waren keine Lipizzaner zu entdecken!
Doch noch ist der Tag nicht zu Ende. Nach dem herzlichen Empfang durch die Pächter des Schutzhauses, Anne und Christian, richten sich die Kinder zuerst einmal mit Begeisterung im Lager ein – und nach einem köstlichen Schmaus (Kraftsupperl und Kaiserschmarrn), beobachten die Kinder mit unserer Biologin Ismene die vielen Schwalben, die auf der Rückseite des Schutzhauses nisten (Infoblatt-Schwalben) – und später im Dunkeln nachtaktive Insekten an der Lichtfalle (Ismene hat die 6 kg schwere Batterie in ihrem Rucksack mit all den anderen Utensilien den Berg heraufgetragen! DANKE!) und wir versuchen auch mit dem Fledermausdedektor, den Flug der stillen Flitzer hörbar zu machen! Doch es gibt kaum welche … Danach dauert es im Lager einige Zeit, bis das übermütige und laute Tollen einer tiefen und entspannten Ruhe wich.