Der 3. Tag (Mittwoch, der 21. August 2019) war den Schwerpunkten Hydrologie und Biologie gewidmet. Bericht und Fotos: Angelika Riegler, MSc. (Die Fotos bitte anklicken, um sie zu vergrößern!)
Am Abend des Vortages, obwohl schon müde vom Wandern, meinten Leon und Florian: „Was wir uns wirklich noch wünschen würden ist, hinauf, zum Ursprung des Übelbaches zu gehen! Dorthin, wo mein/unser Bach entspringt! Dort waren wir noch nie!“ Und da konnte ich (Angelika Riegler) den Kindern sagen: Genau das ist für morgen geplant! Da machten sie große Augen und die Freude war riesengroß!
Und so begaben wir uns am frühen Morgen des dritten Tages, gleich nach dem Frühstück, auf den Weg zur Quelle des Übelbachs. Es war bewölkt, nebelig, kühl – fast kalt und windig, aber wir marschierten tapfer und eiligen Schrittes dahin – fast isohypsenparallel (entlang einer Höhenlinie) – also fast eben bzw. nur leicht ansteigend, den Hang des Speikkogels entlang, unter dessen Gipfel (1988 m) auf ca. 1840 m Seehöhe der Übelbach entspringt. Unterwegs kamen wir an einer gefassten Quelle (Brunnen) für das Gleinalmschutzhaus vorbei, der Boden war überall nass und sumpfig. Denn entlang dieses Weges entspringen viele kleine Quellen (Infoblatt Quellen), deren Wasser in kleinen Bächlein dem Übelbach zufließen. Unterirdisch befindet sich hier eine wasserstauende Schicht, weshalb das Grundwasser an vielen Stellen austritt (Quellhorizont). Wir eilten weiter und über uns, entlang des Bergkammes, begleitete uns eine große Schar Gämsen. Sie waren, wie wir, in diesen nebeligen Morgenstunden eilig unterwegs und blieben manches Mal stehen, um uns achtsam zu beobachten!
Und hier gab es Heidelbeeren, Heidelbeeren, Heidelbeeren … weshalb es für einige der Kinder schwierig wurde, überhaupt noch weiter zu gehen. Die Gelegenheit war zu verlockend, inmitten der Heidelbeersträucher zu sitzen und nach Lust und Laune die aromatischen Beeren zu naschen! Und das mit diesem herrlichen Blick über die Weite der Südoststeiermark! So blieben vier der Kinder mit Dr. Ismene Fertschai dort und genossen die süßen Früchte.
Doch die Mehrheit der Kinder entschied sich gemeinsam mit Angelika für den Gipfelsturm – sie kraxelten, rutschten und arbeiteten sich mühsam die Erosionsrinne des Übelbaches hinauf, sich am feuchten Gras festhaltend. Der Wind blies heftig, Nebel fiel ein, um dann immer wieder von einem Windstoß zerrissen und hinweggefegt zu werden, um die Sicht freizugeben! Ein großartiges Schauspiel!
Wasser ist elementar – die Freude war groß! Der Übelbach ist in seinem Ursprung ein kleines, leise flüsterndes Mini-Bächlein – aber innerhalb kürzester Zeit springt er laut und stürmisch bergab. Denn von allen Seiten fließt das Wasser zusammen und es formt das Bachbett, das Tal, Schluchten und Klammen. Und die Überlegung: Wie ist das überhaupt möglich, dass das Wasser immerfort fließt? ist immer wieder aufs Neue faszinierend. Der Berg als Wasserspeicher – und auch wenn es so lange nicht regnet wie dieses Jahr, so fließt das Bächlein doch … (Infoblatt Gewässernetz). Der Wasserkreislauf ist den Kindern vertraut – doch eine Wiederholung dieser großartigen Umwandlung von Energie, dem beständigen Wandel des Wassers in seine Aggregatzustände (Infoblatt Aggregatzustände) und der Bedeutung der Sonne in diesem System als Energiespenderin, ist immer wichtig! Sowie das Bewusstsein, dass Energie nie verloren geht … das haben wir später am Weg, beim Krafthaus Waldstein (Fam. Liechtenstein), dem „Energieumwandler“ für das Gleinalmschutzhaus, überlegt.
Denselben Weg bergab zurück zu gehen wäre zu rutschig gewesen, daher liefen wir direkt von der Quelle über die Weiden und etwas unterhalb des Gipfels – anfangs wieder fast höhenlinienparallel bzw. nur leicht bergab in Richtung Schutzhaus, bis wir auf den offiziellen Wanderweg auf den Speikkogel kamen. Von dort hüpften und sprangen die Kinder hinunter zum Gleinalmschutzhaus. Und obwohl uns der Wind um die Ohren und durch die Kleidung pfiff – erwärmten wir uns wieder. Dort angekommen, waren die Kinder erst so richtig hungrig – und die Reste des Frühstücks wurden mit Appetit verdrückt. Anne war so lieb und kochte auch noch literweise heißen Tee und brachte noch mehr Marmelade, Butter und Brot! DANKE!
Jedes Kind durfte sich noch ein Jausenbrot mit Käse oder Schinken richten – und dann ging´s wieder los – hinunter, den alten Almweg in Richtung Übelbach. Und Zauberei – auf einmal waren es nicht mehr 13 Kinder sondern eines mehr. Benjamin, der Sohn von Anne und Christian nahm ab diesem Tag an unserer Sommerwoche teil – so wie seine jüngere Schwester Nora die Gruppe der Jüngeren bereicherte. Das freute uns sehr!
Unsere nächsten Ziele waren ein Steinbruch (Wegkehre), ein kleiner Tümpel und das kleine Krafthaus, dessen Turbine vom Wasser des Übelbachs angetrieben wird und für das Schutzhaus Strom liefert. Man hat es gestern Abend gemerkt, die Netzspannung ist sehr wechselhaft, da der Wasserdurchfluss in diesem kleinen Kraftwerk nicht immer konstant ist – das Licht in der Stube wechselte beständig zwischen hell und etwas dunkler. Wir wollten zwar das Krafthaus mit Christian Koller vom Schutzhaus besichtigen, doch er hat sich entschuldigt – denn vorgestern, als es in der Nacht gewitterte, hat ein Blitz in die Turbine eingeschlagen und sie stand still. Alles war überschwemmt, da das zufließende Wasser überquoll und Christian musste noch in der Nacht ausrücken, um den Zufluss – irgendwo oberhalb am Bach – abzusperren. Er konnte die Turbine reparieren – daher gab es auch wieder Strom – aber im Krafthaus herrschte noch Chaos. Daher besprachen wir die Umwandlung der Energie nur kurz – und die Kinder wollten lieber mit dem Kescher Kaulquappen und andere Wassertiere aus dem kleinen Tümpel fischen und mit Dr. Fertschai bestimmen. Die Buben begeisterte der Steinbruch mit seinen unterschiedlichen Gesteinen. Der Test mit der Salzsäure ergab – hier gibt es kein kalkhaltiges Gestein.
Aber dann mussten wir doch wieder weiter …
Hier ist der gegebene Anlass, uns bei der Familie Liechtenstein zu bedanken – dass wir seit drei Jahren jeweils für einen Tag mit unseren Sommerferienkindern auf diesem wunderbaren Platz am Schranken Hoyer sein dürfen. Ein idealer Raum, in dem man der Natur intensiv begegnen kann: sie kennenlernen kann, in ihrer Wildheit und Schönheit, in ihrer Vielfalt und Unberechenbarkeit. Dass die Kinder sich hier in ihr erproben und bewusst wahrnehmen dürfen – bei Bachwanderungen, im Sumpf, auf umgestürzten morschen Bäumen, im Duft des feuchten Waldes und bei prachtvolle moosigen „Steinungeheuern“ – ein wunderbarer Ort zum Forschen und Entdecken, aber auch zum Träumen und Märchenerzählen, so wie im heurigen Jahr für das 1. Team. Danke, das ist wunderbar!
Und das 2. Team durfte mit unserem Transportbus die letzten 2 1/2 Kilometer zum Gasthof Preiss fahren … ein Spaß, den wir ihnen nicht verwehren konnten. Endlich angekommen, warten die Kinder hungrig auf das köstliche Erdäpfelgulasch von Gretl Preiss! Hmmmm …
Heute wollten wir unsere Zelte unten am Bach, im Freien aufschlagen und dort übernachten – doch leider hat uns wieder das Wetter ein Schnippchen geschlagen. Schade – die Kinder hätten sich so sehr gefreut, wenn es diesmal geklappt hätte. Aber nachdem unser Lagerfeuer brannte, begann es zu nieseln … und wir danken sehr herzlich Gretl und Sepp Preiss, die so entgegenkommend waren und ihre Gaststube für uns frei räumten, damit die Kinder dort einen trockenen und warmen Schlafplatz hatten. DANKE!
Und – wer gedacht hat, dass die Kinder nach dem langen Wandertag so sehr müde waren, dass sie gleich schlafen gingen – so wie dieses Foto oben zeigt – der hat sich wirklich geirrt! Die Fotos darunter sind der Beweis! Denn vor dem Schlafengehen ging es noch an den Bach …
Danach – ja danach wurde noch in der Gaststube das ruhige Spiel „Bandito“ gespielt, bis es dann endgültig still wurde …!